Erste Gehversuche im europäischen Stadtverkehr

Nachdem mir, wie schon einmal erwähnt, mein außereuropäischer Motorradführerschein nicht anerkannt wird und ich daher momentan der lokalen Fahrschulindustrie finanziell etwas unter die Arme greife, hatte ich heute das Vergnügen meiner ersten praktischen Fahrstunde. Ich bin in Übersee bereits Motorrad gefahren und hatte natürlich auch in Deutschland das jugendliche Vergnügen, mit der 80er die 90er unsicher zu machen, daher ist es zwar nicht so, dass ich gar keine Ahnung vom kontrollierten Bewegen eines motorisierten Zweirades habe. Aber andererseits hatte mein Alteisen in Übersee auch nur läppische 28 PS; Die 78 PS der Fahrschulmaschine sind da zumindest in der Theorie ein ganz klein wenig respekteinflößend.

Gestern unterhalte ich mich mit meinem Fahrlehrer über die anstehende Fahrstunde.

    Fahrlehrer: Du bisch‘ schon amol gefahre?
    Ich: Joa, vor langer Zeit mal 80er und 125er und die letzten 2 Jahre in Übersee ne 400er…
    Fahrlehrer: Hajo, dann weisch‘ ja wie’s geht. Da macht’s kein Sinn dich erschd uff der 34PS Maschin‘ zu schleiffe, da nemmer gleich die Grosse!
    Ich: Och, joa, von mir aus ja gern so eigentlich…
    Fahrlehrer: Weisch‘, wenn ich do en Anfänger obbe‘ druff setz‘, der fährt mir des Ding doch grad in die nächste Wand. Abber du bisch‘ ja scho g’fahre, des basst scho‘.
    Ich: Öhm. Hoff ich mal.

Wie gesagt, ich bin durchaus schon einige tausend Kilometer auf Motorrädern durch die Gegend gerobbt. Allerdings kam ich noch nie über eine altersschwache 30 Jahre alte Maschine mit keuchenden 28 PS hinaus (abgesehen von Leihweise einer CB750, aber die war irgendwie auch recht… schlapp!). Und Erfahrungsberichte von – zugegebenermaßen unerfahrenen Fahrschülern – waren da auch nicht so wirklich hilfreich, wenn man liest, das sich der Leistungsunterschied zwischen 34PS und 80PS ähnlich verhält wie eine Fahrt auf dem Kinderfahrrad und dem Ritt auf einer Kanonenkugel. Ich war ja mal gespannt, wie das so wird.

Wir treffen uns also heute Morgen zu nachtschlafender Zeit um 8 Uhr. Garage auf, Mopped raus. Kurz einen Überblick über die Maschine bekommen, „do isch‘ vonn‘, do isch hinne‘, kennsch dich ja aus!“ und dann ging’s auch schon los. Ich sitz auf dem Bock, überlege noch wie viel Gas in Verbindung mit wie viel Kupplung bei einer fast 80 PS Maschine wohl notwendig ist, als ich auch schon…

…mit einem freundlichen „BrööööööÖÖÖÖH!“ gemütlich an Geschwindigkeit aufnehme und mich ins Verkehrsgetümmel stürze. Das war ja einfach.

Die Fahrstunde selbst war, erwartungsgemäß, unspektakulär. Nachdem ich eine Viertelstunde hinter dem Fahrschulauto herfahren durfte, ging es nochmal für eine halbe Stunde auf den Übungsplatz und anschließend noch eine Dreiviertelstunde in den Stadtverkehr, wo mich beinahe noch eine abbiegende und mich völlig ignorierende Civicfahrerin vom Mopped gepflügt hätte, was ich aber durch einen souveränen Ausweichhaken (HA!) vermeiden konnte und somit außer einem durch einen etwas panischen Funkspruch im Wortlaut von „PASSUFFPASSUFFDIEALTEPASSUFF!!!“ ausgelösten Ohrensausen weiterer Schaden vermieden wurde.

Zusammengefasst kann ich sagen: Ein paar Fahrstunden schaden doch nicht. Vor allem, wenn man die letzten zwei Jahre damit verbracht hat, hauptsächlich auf Landstraßen geradeaus zu fahren. Europäischer Stadtverkehr ist doch ein klein bisschen anders, wenn man ihn nicht mehr gewöhnt ist. Scheinbar war mein Fahrlehrer aber zufrieden, denn die nächsten Fahrstunden werden bereits die Pflichtübungsfahrten, weil „fahre kannsch‘ eh scho‘ und des was der Prüfer sehn will, s‘ Köpfle schütteln, kannsch‘ au‘ bei den Sonderfahrten lernen“. Auf dem Übungsplatz will ich noch das eine oder andere mal, denn selbst wenn der lange Slalom, das Ausweichbremsen und das Kurvendrehen schon so halbwegs passt, eier ich doch beim Schritt fahren noch rum wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Aber scheinbar haben das schon ganz andere geschafft.

Falls ein Fahrschüler diesen Bericht lesen sollte: Mach dir nicht ins Hemd! 80 PS sind auch net anders als 15 oder 30 PS. Ok, das Mopped kommt ein bisschen schneller in die Hufe und tritt einem etwas kräftiger in den Hintern, aber trotzdem hat es nur zwei Räder und wenn man rechts dreht, wird’s schneller. Wenn man natürlich wie blöd am Gashahn zieht, macht man nen Salto rückwärts – Wer aber etwas gesunden Menschenverstand und genug Talent zum unfallfreien geradeauslaufen mitbringt, sollte keinerlei Probleme haben.


2 responses to “Erste Gehversuche im europäischen Stadtverkehr

  • Alexander

    Schön, schön! :-) Hast du eigentlich weniger Pflichtstunden, oder sonst irgendwie Vorteile dadurch, dass du eine auswärtigen Führerschein hast? Oder „darfst“ du den komplett neu machen?

    • Mike

      Ich brauche nur die Pflichtstunden abreissen. Also 6 Sonderfahrten und 6 Unterrichtsstunden (plus 4 Motorradspezifische Unterrichtsstunden). Also relativ ueberschaubar, aber trotzdem noch teuer. Aber da ich momentan eh noch kein Mopped habe, kann ich das wenigstens gemuetlich angehen und brauche mich nicht hetzen :)

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